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Titel: Karfreitag: Chalupka betont Auftrag und Leistung der Kirche für die Gesellschaft
Autor: MB
Quelle: www.evang.at vom 30.3.2024

Evangelisch-lutherischer Bischof in der ZIB2: „Umbruch zu einer Kirche, für die man sich begeistert”

Wien (epdÖ) – Die Evangelische Kirche habe einen Auftrag, sie hätte etwas anzubieten. Und „Wir haben etwas, was wir für diese Gesellschaft leisten“, betonte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka im Interview mit Margit Laufer in der ZIB2 am Karfreitag, 29. März. Die Evangelische Kirche sei eine Minderheitenkirche, die sich aber schon immer für das Ganze eingesetzt habe. Zum Thema Armut appellierte Chalupka in Richtung Politik für eine Mindestsicherung, die sich an der Armutsgrenze orientieren müsse.

Angesprochen auf die hohe Zahl an Kirchenaustritten verwies der Bischof auf eine Zeit der Veränderungen. „Wir sind in einem Umbruch: von einer Kirche, in die man hineingeboren wurde, zu einer Kirche, für die man sich begeistert und für die man sich auch entscheidet“.

Chalupka plädierte auch dafür, den Wert der Gemeinschaft zu stärken. „Wir müssen zeigen: Es ist wichtig, dass es Orte gibt, wo Menschen zusammen etwas gestalten und nicht nur für sich selbst des eigenen Glückes Schmied sind.“ Gleichzeitig erinnerte der Bischof daran, dass Isolation und Individualität zu großer Einsamkeit führten.
Initiativen und Appelle gegen Altersarmut

Zum Thema Armut in Österreich verwies der langjährige Direktor der Diakonie auf die Tatsache, dass „jede vierte Frau über 65 Jahren in Armut lebt, Mindestpensionistinnen sind oder von der Sozialhilfe leben“. Im Hinblick auf vielfältige konkrete Hilfestellungen der Kirchen berichtete Chalupka vom Projekt „eine von vier“ gegen Altersarmut der Grazer Kreuzkirche, das seit zehn Jahren Bedürftige unterstützt. In Richtung Politik betonte er, dass ein Land wie Österreich es sich leisten können müsse, dass es keine Armut gebe. „Eine Mindestsicherung muss sich an der Armutsgrenze orientieren“, so der Appell.

Außerdem brauche es Maßnahmen, die früher ansetzten, etwa ein Betreuungsnetz in der Elementarpädagogik, das es ermöglicht, „dass Alleinerzieherinnen auch arbeiten gehen können und nicht auf Sozialhilfe angewiesen sind.“ Der Bischof sprach sich auch für eine Wohnungsoffensive aus. „Das ist im Moment der größte Teil, dass Menschen sich das Wohnen nicht leisten können.“

Angesprochen auf höhere Kirchenbeiträge stellte Chalupka klar, dass nicht der Kirchenbeitrag erhöht werde, „das ist ein Irrtum, er ist immer gleich“, nämlich immer derselbe Anteil. Der Kirchenbeitrag orientiere sich am Einkommen, und das sei in vielen Fällen durch die Inflationsabgeltung gestiegen. „Der Kirchenbeitrag ist ein Solidarbeitrag“, unterstrich Chalupka. Er hoffe, dass besserverdienende Menschen sich solidarisch zeigten, damit etwa Frauen in Armut vom Kirchenbeitrag befreit werden könnten.
Verfasst am: 04.04.24, 10:22
Titel: Burgenland: Evangelische Pfarrer:innen setzen Zeichen für den Karfreitag
Autor: MB
Quelle: www.evang.at vom 27.3.2024

Offener Brief zur Situation des Karfreitags – Forderung nach einem Feiertag für alle

Eisenstadt (epdÖ) – In einem Offenen Brief zur Situation des Karfreitags plädieren die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer des Burgenlands dafür, den Karfreitag als Feiertag für alle Österreicherinnen und Österreicher zu etablieren. Durch Petitionen, meinungsbildende Maßnahmen, oder eine Unterschrift „bitten wir alle, dieses Anliegen zu unterstützen“, heißt es in dem Schreiben. Die Abschaffung des Karfreitags als gesetzlicher Feiertag im Jahr 2019 für evangelische, methodistische und altkatholische Christinnen und Christen sei „bis heute in schmerzlicher Erinnerung“.

Der Karfreitag, als Höhepunkt der Passionszeit, habe einen zentralen Stellenwert, unterstreichen die Pfarrer:innen weiter. Neben seiner hohen Bedeutung für das gottesdienstliche Leben sei der Karfreitag als Feiertag auch mit dem Gedenken an die Geschichte der Evangelischen Kirchen in Österreich verbunden, wird in dem Schreiben erinnert. Etwa an Zwangskonversion, Verfolgung und Deportation, welche Protestantinnen und Protestanten im Zuge der Gegenreformation erlitten, als auch an „ein Ausbleiben gleichwertiger Rechte für Menschen evangelischen Glaubens noch lange darüber hinaus“. 1955 sei der Karfreitag als Zeichen der späten Anerkennung etabliert worden, 2019 „wurde dann das ‚Denkmal Karfreitag‘ eingerissen“, schreiben die Pfarrerinnen und Pfarrer.

„Der Karfreitag stellt für die protestantische Christenheit (und darüber hinaus!) keinen Urlaubstag nach klassischem Verständnis dar. Abseits des eigentlichen religiösen Gehalts dient ein Feiertag zum Gedenken des Kreuzestodes Jesu nicht in erster Linie der Erholung der Arbeitnehmer:innen, sondern vor allem der Stillung eines gemeinschaftlichen religiösen Bedürfnisses“, stellen die Pfarrer:innen klar. Die Rechtfertigung des damaligen Kanzlers Kurz, dass sich mit der Abschaffung des freien Karfreitags für 96% ohnehin nichts ändere, hätte unter evangelischen Christinnen und Christen für tiefe Irritation gesorgt. „In der aktuellen Situation reicht es nicht mehr aus, auf Minderheitenrechte einer kleinen Kirche zu pochen. Die Gesellschaft wird pluraler, Grundwissen – gerade um spezifisch protestantische Kernelemente – schwindet.“
Im Wahljahr 2024 erneut für den Karfreitag eintreten

Im Jahr 2024 würden Europa- und Nationalratswahl die Zukunft dauerhaft prägen, heißt es in dem Offenen Brief weiter. „Für uns, als Protestantinnen und Protestanten, ist es darum an der Zeit, erneut ein Zeichen für den Karfreitag zu setzen. Die Evangelischen Kirchen verstehen sich als integraler Teil der Gesellschaft und haben im Laufe der Geschichte einen wertvollen Beitrag zu deren Zusammenhalt geleistet.“ Gleichsam hätten sie aus den schmerzhaften Episoden sowie ihren eigenen historischen Fehlern gelernt und erfüllten ihre Rolle daher mit großem Verantwortungsbewusstsein.

Der Karfreitag habe nicht nur eine zentrale Bedeutung in der Evangelischen Kirche, sondern bringe „Chancen für die Gesellschaft“. Daher wollen sich die Pfarrerinnen und Pfarrer dafür einsetzen, den Karfreitag als Feiertag für alle Österreicher:innen zu etablieren bzw. einen zusätzlichen Urlaubstag für alle zu erreichen, der auf religiöse Festtage gelegt werden kann.
Verfasst am: 28.03.24, 12:12