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Titel: Bischof Chalupka: Karfreitag zeugt von der Brüchigkeit des Lebens
Autor: MB
Quelle: www.evang.at vom 29.3.2024

TV-Gottesdienst aus der Kreuzkirche in Graz – Hennefeld auf YouTube: Umwertung aller Werte

Graz (epdÖ) – Im Leiden und Sterben werde die Gottesferne erlebt und spürbar. Diese Gottesferne hätte auch Jesus am Kreuz gespürt. Aber Gott wolle das Leiden nicht, „er stellt sich dem Leid, er stellt sich an unsere Seite“, betonte Bischof Michael Chalupka im Karfreitagsgottesdienst, der live aus der Grazer Kreuzkirche am Volksgarten im ORF-Fernsehen und Radio übertragen wurde. Chalupka unterstrich auch, dass Gott nichts Menschliches fremd sei. „In Jesus, dem Christus, der unter uns gelebt hat, geliebt hat, mit seinen Jüngerinnen und Jüngern gegessen und Brot und Wein geteilt hat, ist Gott Mensch geworden, bis in den Tod am Kreuz.“

Chalupka, der 1960 in Graz geboren und in der Kreuzkirche getauft und konfirmiert wurde, warf einen Blick zurück auf Ostern 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges. In der Nacht der Karwoche schlugen in Graz die Bomben ein, die Kreuzkirche und das Pfarrhaus wurden getroffen. „Einzig das Bild von Christus am Kreuz hier im Altarraum blieb unbeschädigt“, bemerkte der Bischof. So wie damals brüllten auch heute wieder vielerorts die Sirenen, etwa in Charkiv und Odessa, Tel Aviv und Gaza. Gott scheine ferne, wenn die Sirenen heulen, sagte der Bischof. „Wir können die Sirenen nicht mehr hören, die Bilder der Verwüstung nicht mehr sehen. Doch der Karfreitag erinnert mich daran. Er erinnert mich daran, was Menschen Menschen antun können.“ Er erinnere aber auch daran, “dass im Leiden kein Sinn ist. Gott will nicht, dass Menschen leiden”, sagte Chalupka.
„Jesus war hier immer am richtigen Ort“

Die Kreuzkirche, aus der der Karfreitagsgottesdienst live übertragen wurde, liegt direkt am Volksgarten. (Foto: epd/Trojan)

Der Bischof verwies auch auf den Volksgarten, an dem die Kreuzkirche liegt. „Nach dem Krieg war der Volksgarten der Platz für die Schwarzhändler, später Umschlagplatz für Drogen und Ort vieler gescheiterter Existenzen.“ Jesus Christus am Kreuz sei immer hier gewesen, zu Zeiten des Krieges, der Schwarzhändler und heute. „Jesus war hier immer am richtigen Ort“, hob Chalupka hervor, denn „Jesus ist ja gerade gekommen, um den Sündern und Armen in ihrem Leid und Schmerz zur Seite zu stehen“. Um ihnen „und uns Trost im Leben und Sterben zu schenken“. Deshalb sei der Karfreitag so wichtig, „weil er von der Brüchigkeit des Lebens zeugt und von der Unverfügbarkeit der Zukunft, die uns bei bester Planung immer wieder aus den Händen geschlagen wird“.
Weiter Einsatz für einen Karfreitag als Feiertag für alle

In diesem Zusammenhang erneuerte der Bischof die Forderung nach dem Karfreitag als Feiertag für alle: “Auch nach den Erfahrungen der letzten Jahre, die den Glauben an die Machbarkeit und an die Sicherheit erschüttert haben, halten wir daran fest, dass der Karfreitag ein Feiertag für alle werden soll, gegen alle wirtschaftliche Vernunft, weil er uns daran erinnert, wie unvernünftig es ist, zu meinen alles in der Hand zu haben”, sagte der Bischof in der Karfreitagspredigt.

„Es ist nicht gut, wenn Kinder vom Gebrüll der Sirenen geweckt werden und zu den gepackten Rucksäcken greifen müssen, um loszurennen, weil über ihnen der Himmel zerbirst“, schloss Chalupka. „Schauen wir hin, tun wir was wir tun können, in der Finsternis, die uns umgibt. Geben wir die Hoffnung nicht auf, dass hinter dem Dunkel des Himmels der Silberstreif der Auferstehung zu ahnen ist.“

Hennefeld: Karfreitag – der Tag der Umwertung aller Werte

Durch das Kreuz öffne sich ein neuer Weg, „der so quer liegt zu allem, was in dieser Welt zählt”, betonte Landessuperintendent Thomas Hennefeld am Karfreitag auf YouTube. (Screenshot: Trojan)

Den Verlierern und Gewinnern widmete sich der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in seiner Karfreitagsandacht auf dem YouTube-Kanal der Evangelischen Kirche. „Verlierer sind nicht nur arm dran, sondern können auch zornig werden. Und die Gewinner strahlen und schauen auf die Verlierer hinunter.“ Die Botschaft des Karfreitags folge allerdings einer anderen Logik. „Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es verliert, wird es gewinnen.“

Durch das Kreuz öffne sich ein neuer Weg, „der so quer liegt zu allem, was in dieser Welt zählt, wofür Kriege geführt werden und Menschen einander die Hölle auf Erden bereiten“. Da wolle sich ein Verlierer nicht rächen, sondern „lässt mit sich alles geschehen aus Liebe, aus grenzenloser Liebe, die andere für naiv oder gefährlich halten mögen“. Dort, wo scheinbar nichts mehr geht, wo alles entschieden ist zwischen Verlieren und Gewinnern „findet die Umwertung aller Werte statt“, unterstreicht Hennefeld.

Verfasst am: 04.04.24, 10:21
Titel: Burgenland: Evangelische Pfarrer:innen setzen Zeichen für den Karfreitag
Autor: MB
Quelle: www.evang.at vom 27.3.2024

Offener Brief zur Situation des Karfreitags – Forderung nach einem Feiertag für alle

Eisenstadt (epdÖ) – In einem Offenen Brief zur Situation des Karfreitags plädieren die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer des Burgenlands dafür, den Karfreitag als Feiertag für alle Österreicherinnen und Österreicher zu etablieren. Durch Petitionen, meinungsbildende Maßnahmen, oder eine Unterschrift „bitten wir alle, dieses Anliegen zu unterstützen“, heißt es in dem Schreiben. Die Abschaffung des Karfreitags als gesetzlicher Feiertag im Jahr 2019 für evangelische, methodistische und altkatholische Christinnen und Christen sei „bis heute in schmerzlicher Erinnerung“.

Der Karfreitag, als Höhepunkt der Passionszeit, habe einen zentralen Stellenwert, unterstreichen die Pfarrer:innen weiter. Neben seiner hohen Bedeutung für das gottesdienstliche Leben sei der Karfreitag als Feiertag auch mit dem Gedenken an die Geschichte der Evangelischen Kirchen in Österreich verbunden, wird in dem Schreiben erinnert. Etwa an Zwangskonversion, Verfolgung und Deportation, welche Protestantinnen und Protestanten im Zuge der Gegenreformation erlitten, als auch an „ein Ausbleiben gleichwertiger Rechte für Menschen evangelischen Glaubens noch lange darüber hinaus“. 1955 sei der Karfreitag als Zeichen der späten Anerkennung etabliert worden, 2019 „wurde dann das ‚Denkmal Karfreitag‘ eingerissen“, schreiben die Pfarrerinnen und Pfarrer.

„Der Karfreitag stellt für die protestantische Christenheit (und darüber hinaus!) keinen Urlaubstag nach klassischem Verständnis dar. Abseits des eigentlichen religiösen Gehalts dient ein Feiertag zum Gedenken des Kreuzestodes Jesu nicht in erster Linie der Erholung der Arbeitnehmer:innen, sondern vor allem der Stillung eines gemeinschaftlichen religiösen Bedürfnisses“, stellen die Pfarrer:innen klar. Die Rechtfertigung des damaligen Kanzlers Kurz, dass sich mit der Abschaffung des freien Karfreitags für 96% ohnehin nichts ändere, hätte unter evangelischen Christinnen und Christen für tiefe Irritation gesorgt. „In der aktuellen Situation reicht es nicht mehr aus, auf Minderheitenrechte einer kleinen Kirche zu pochen. Die Gesellschaft wird pluraler, Grundwissen – gerade um spezifisch protestantische Kernelemente – schwindet.“
Im Wahljahr 2024 erneut für den Karfreitag eintreten

Im Jahr 2024 würden Europa- und Nationalratswahl die Zukunft dauerhaft prägen, heißt es in dem Offenen Brief weiter. „Für uns, als Protestantinnen und Protestanten, ist es darum an der Zeit, erneut ein Zeichen für den Karfreitag zu setzen. Die Evangelischen Kirchen verstehen sich als integraler Teil der Gesellschaft und haben im Laufe der Geschichte einen wertvollen Beitrag zu deren Zusammenhalt geleistet.“ Gleichsam hätten sie aus den schmerzhaften Episoden sowie ihren eigenen historischen Fehlern gelernt und erfüllten ihre Rolle daher mit großem Verantwortungsbewusstsein.

Der Karfreitag habe nicht nur eine zentrale Bedeutung in der Evangelischen Kirche, sondern bringe „Chancen für die Gesellschaft“. Daher wollen sich die Pfarrerinnen und Pfarrer dafür einsetzen, den Karfreitag als Feiertag für alle Österreicher:innen zu etablieren bzw. einen zusätzlichen Urlaubstag für alle zu erreichen, der auf religiöse Festtage gelegt werden kann.
Verfasst am: 28.03.24, 12:12