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Titel: Neuer Superintendent rechnet mit „Marathon“
Autor: MB
Quelle: www.orf.at vom 29.3.2024

Auf Niederösterreichs neuen Superintendenten, Michael Simmer, warten große Aufgaben – etwa finanzielle Einsparungen samt Postenreduktion. Gegenüber noe.ORF.at spricht der ambitionierte Hobbyläufer von einem Marathon, der ihn im neuen Amt erwarte.

Nicht nur auf Michael Simmer kommen neue Zeiten zu, auch auf die evangelische Kirche. In der Diözese stehen wichtige Entscheidungen an, etwa ein neuer Stellenplan, der Kürzungen bei geistlichen Ämtern vorsieht. Schon zuletzt war die evangelische Kirche provisorisch geführt, nachdem Simmers Vorgänger, Lars Müller-Marienburg, sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zurückgelegt hatte.

Bis der Mitte März gewählte und designierte neue Superintendent Niederösterreichs die Geschäfte tatsächlich übernimmt, dauert es allerdings noch. Die Amtsübergabe wird Simmer mit 1. September antreten, die feierliche Amtsübergabe ist am 28. September in Wiener Neustadt geplant.

Das Büro des Superintendenten sei ihm vertraut, erzählt Simmer gegenüber noe.ORF.at, immerhin gehe er hier bereits seit 14 Jahren ein und aus, „allerdings bisher immer in anderer Rolle“. Er hatte in der evangelischen Kirche schon verschiedene Funktionen inne, zuletzt war Simmer Fachinspektor für den Evangelischen Religionsunterricht an höheren Schulen und Leiter des Schulamts der Superintendenz Niederösterreich und wird dies auch vorübergehend noch bleiben.

Im Interview schildert Simmer, warum er gleich zu Beginn seiner neuen Funktion für „Stabilität und Ruhe“ sorgen will, warum er an konfessionellem Religionsunterricht festhält und weshalb es für Religionsgemeinschaften von Vorteil ist, wenn Frauen in wichtigen kirchlichen Ämtern eine ebenso große Rolle spielen wie Männer.

noe.ORF.at: Als designierter neuer Superintendent treten Sie Ihr Amt erst im September an. Warum nicht früher?

Michael Simmer: Erstens ist der Amtsantritt aller Pfarrerinnen und Pfarrer üblicherweise am 1. September und zweitens habe ich noch eine andere Aufgabe bis Ende des Jahres als Schulamtsleiter und Fachinspektor hier im Haus. Das möchte ich jetzt noch gut abschließen bzw. in Ruhe übergeben und am 1. September geht es dann los.

noe.ORF.at: Nach dem Rückzug Ihres Vorgängers war dieses Amt dann etwa ein Jahr unbesetzt. Und auch wenn es Stellvertretungen gibt, bleibt viel liegen. Was gehen Sie als erstes an?

Simmer: Das Allererste wird sein, meinen Platz gut einzunehmen und meine Funktion auszufüllen. Ich bin zwar seit 14 Jahren hier in der Diözese in verschiedenen Funktionen und ganz viele Menschen kennen mich. Aber an diese neue Funktion muss nicht nur ich mich gewöhnen, sondern wahrscheinlich auch viele andere.
Und wie Sie richtig sagen: Es werden bei meinem Amtsantritt dann sogar etwa eineinhalb Jahre sein, dass das Büro nicht besetzt gewesen ist. Da ist tatsächlich viel liegengeblieben und es braucht jetzt, glaube ich, eine gewisse Kontinuität, Stabilität und Ruhe. Die Menschen sollen bald wieder wissen, an wen sie sich zuallererst wenden können als Ansprechpartner. Das werden sicherlich die ersten zwei Aufgaben sein.

noe.ORF.at: Sie haben es vorher selbst angesprochen: Sie kommen aus dem Schulbereich. Gerade hier wurden zuletzt immer wieder Stimmen laut, dass der Ethikunterricht für alle Kinder eingeführt werden soll. Wie stehen Sie dazu?

Simmer: Ich glaube, der konfessionelle Religionsunterricht ist wirklich wertvoll und eine ganz starke Bereicherung für den Schulalltag und für die ganze Schullandschaft. Die große Stärke des Religionsunterrichts ist, dass ganz klar ist, wer unterrichtet. Das ist tatsächlich eine authentische Begegnung mit der eigenen Religion und die Karten liegen alle auf dem Tisch: Hier ist ganz klar, dass ein evangelischer Religionslehrer oder eine evangelische Religionslehrerin auch die Positionen der evangelischen Kirche vertritt. Diese Transparenz ist meiner Meinung nach eine ganz große Stärkung des Religionsunterrichts.

noe.ORF.at: Die evangelische Kirche hat zuletzt schon den Gürtel enger schnallen müssen, und auch Sie stehen vor weiteren Einsparungen – Stichwort Gemeindezusammenlegungen oder Kosteneinsparungen bei geistlichen Amtsträgerinnen und Amtsträgern. Worauf müssen sich Niederösterreichs Gemeinden jetzt einstellen?

Simmer: Das Besondere und das Neue ist, und das ist mit meinem Amtsantritt zusammen, dass wir als Superintendenz und Supenintendentur die Verantwortung für diesen neuen Stellenplan haben. Das fällt genau mit meinem Amtsantritt zusammen. Es liegt jetzt an uns, das zu gestalten, die Herausforderungen, aber auch die Chancen anzunehmen, die das bietet. Es wird eine gewisse Klarheit und Reduktion geben.

Und es lädt dazu ein, den Blick wirklich auf das zu werfen, um was es geht und weniger mit uns selbst beschäftigt zu sein, also die Bedürfnisse, die Wünsche und die Sorgen der Menschen. Wie das genau aussehen wird, kann ich noch nicht sagen, denn das entscheide nicht ich, sondern das Leitungsgremium gemeinsam mit allen Pfarrgemeinden. Das wird eine gemeinschaftliche und große Entscheidung, wie vorgegangen wird.

noe.ORF.at: Auch in der evangelischen Kirche bemerken Sie rückläufige Mitgliederzahlen. Sie haben in der Vergangenheit selbst einmal gesagt, man dürfe sich heute nicht mehr darauf verlassen, dass Menschen, die evangelisch getauft wurden, das automatisch bei ihren Kindern fortsetzen. Wo sehen Sie da die Zukunft? Wo gilt es hier anzusetzen?

Simmer: Wir bemerken einen großen Traditionsabbruch, aber nicht erst seit heute oder seit kurzem, sondern wir haben uns da vielleicht in einer gewissen Sicherheit gewogen. Ich glaube, ganz entscheidend ist, dass wir bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ansetzen. Wir wissen, dass wenn jemand in seiner Kindheit und Jugend gute, positive Erfahrungen mit der Kirche oder auch mit dem Glauben gemacht hat, dass da etwas hängenbleibt.
Wir bemerken zum Beispiel, dass getaufte Kinder mitunter schon in der ersten Volksschulklasse vom Religionsunterricht abgemeldet werden. Das ist sehr bedauerlich und hat mitunter auch manchmal organisatorische Gründe – leider! Das ist bemerkenswert und ich glaube, dass wir bei Kindern und Jugendlichen ansetzen müssen sowie bei Eltern, die für ihre Kinder und Jugendlichen Verantwortung tragen.

noe.ORF.at: In der evangelischen Kirche spielen Frauen in wichtigen Funktionen definitiv eine größere Rolle als zum Beispiel in der katholischen Kirche. Wo sehen Sie hier die Vorteile für die Gemeinschaft?

Simmer: Mir ist es ganz wichtig zu betonen, dass in der evangelischen Kirche die volle Gleichstellung herrscht. Alle Frauen und alle Männer können die gleichen Funktionen und Ämter erreichen. Ich glaube, dass wirklich etwas verloren geht, wenn Frauen nicht in Führungs- und Leitungspositionen sind.
Insofern bin ich sehr dankbar, dass die höchste ehrenamtliche Person in Niederösterreich eine Frau ist und dass in der evangelischen Kirche an anderen zentralen Stellen Frauen stehen: in der Kirchenleitung, zum Beispiel in der Diakonie oder die Synodenpräsidentin. Ich glaube, man verpasst eine Chance und die ganze Breite von dem, was Menschen einbringen können, wenn zu wenig Frauen in Leitungs- und Führungsämtern sind.

noe.ORF.at: In Bezug auf den Nahostkonflikt. Seit dem Angriff auf Israel im Oktober erwarten sich viele Menschen sehr klare Worte von obersten Glaubensvertretern. Welche klaren Worte haben Sie in dieser Sache?

Simmer: Es ist meine tiefste Überzeugung: Gott will keinen Krieg. Und die Kirche steht solidarisch auf der Seite der Opfer. Das Allererste, was Kirche machen kann, ist zu beten – vor allem für die Opfer, aber auch für die, die für Kriege verantwortlich sind. Ich glaube, auch sie muss man ins Gebet miteinschließen. Und das Zweite ist: Die Verantwortung der Kirche ist, auch dort zu handeln, wo es möglich ist.
Das macht die Evangelische Kirche zum Beispiel in Niederösterreich ganz stark mit ihrer regionalen und überregionalen Gemeindediakonie. Es gab in anderen Konflikten zum Beispiel ganz viele Deutschkurse für Menschen, die geflüchtet sind, es wurden Spenden gesammelt oder Unterkünfte bereitgestellt.

noe.ORF.at: Sie sind persönlich ein leidenschaftlicher Läufer. Beim Salzburg Marathon 2015 wurden Sie Zweiter bei den Männern. Worauf stellen Sie sich jetzt ein: mehr Marathonarbeit oder doch auch einiges Sprints?

Simmer: Ich glaube, vor mir liegt ein ganz langer Marathon und ich bin dankbar, dass ich es gewöhnt bin, einen langen Atem zu haben. Ich hoffe, mir geht die Luft nicht aus, aber ich bin hier sehr zuversichtlich, denn das Laufen und der Ausdauersport haben mir ganz viel geschenkt und ich habe auch sehr viel gelernt dadurch: unter anderem durchzuhalten und vor allem auch eine Freude an dem zu haben, was vielleicht in manchen Momenten anstrengend ist oder überfordernd wirkt.

Das Gespräch führte Veronika Berger, noe.ORF.at
Verfasst am: 04.04.24, 10:29
Titel: Gewessler: „Im Kampf gegen die Klimakrise braucht es viele Verbündete“
Autor: MB
Quelle: www.evang.at vom 3.4.2024

Chalupka: Umdenken auf allen Ebenen notwendig

Wien (epdÖ) – „Im Kampf gegen die Klimakrise braucht es viele Verbündete“, betont Klimaschutzministerin Leonore Gewessler nach einem Gespräch mit dem evangelisch-lutherischen Bischof Michael Chalupka. Gemeinsam mit Kirchenrätin Andrea Sölkner und Klimaschutzreferent Jakob Lissy hatte Chalupka der Ministerin am Dienstag, 2. April, das Klimaschutzkonzept der Evangelischen Kirche vorgestellt. Demnach will die Evangelische Kirche bis 2035 klimaneutral werden. „Der Mut beweist: Die Transformation ist machbar. Und ich hoffe, dass viele andere diesem guten Beispiel folgen. Damit auch künftige Generationen zuversichtlich in die Zukunft blicken können“, schreibt Gewessler nach dem Gespräch auf der Plattform X (vormals Twitter).

Bischof Michael Chalupka hob hervor, dass sich „kein Bereich der Gesellschaft aus dem Einsatz gegen die Klimakatastrophe herausnehmen kann“, es brauche ein „Umdenken auf allen Ebenen“. In seiner Generation – so Chalupka, der 1960 geboren wurde – habe sich der CO2-Ausstoß dramatisch gesteigert, hier müsse auch „eine Generation Verantwortung übernehmen“. Das bedeute auch „Schuld zu bekennen“, aber dieses Bekenntnis „ermöglicht auch eine Umkehr in einer schwierigen Situation“, ist der Bischof überzeugt.

Bereits im Juni des Vorjahres hatte die Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. das theologische Grundsatzpapier „Schöpfungsglaube in der Klimakrise“ verabschiedet. Im Dezember beschloss die Generalsynode dann das Klimaschutzkonzept, das mit einem mehrteiligen Stufenplan Klimaneutralität bis 2035 erreichen soll. Es richtet sich an die Gemeinden der Evangelischen Kirche auf allen Ebenen sowie die ehren- und hauptamtlich in der Kirche tätigen Menschen. Zentrale Themenbereiche des 37 Seiten umfassenden Konzepts sind Gebäude und Energie, Mobilität, Beschaffungswesen und Bewusstseinsbildung. Als wichtige Maßnahme zur Reduktion von Treibhausgasen wird die Verbrauchsreduktion genannt. Etappenziele umfassen etwa die Umstellung auf 100% Ökostrom bis 2025, die Umstellung aller Dienstwägen auf E-Autos bis 2030 sowie das Ersetzen aller Heizölkessel und Gasheizungen durch regenerative Heizsysteme bis 2030 bzw. 2035.
Verfasst am: 04.04.24, 10:24